Der Finkenberg - der nördlichste Weinberg des Rheinlands
Blick von der Platte des Finkenbergs über den Weinberg auf Limperich und Bonn Foto: Dankward Heinrich |
Der Finkenberg ist ein kleiner Berg im Bonner Ortsteil Limperich, westlich vorgelagert dem Ennert als dem nördlichsten Ausläufer des Siebengebirges. Ursprünglich besass der Berg einen 119 Meter hohen Gipfel und drei kleinere Hügel. Wie viele andere Berge des Siebengebirges wurde auch der Finkenberg ab etwa 1830 bis 1952 als Basaltsteinbruch genutzt. Heute hat er deswegen nur noch eine Höhe von 90 m über NN.
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Limperich und der Finkenberg um 1900 Quelle: Topographische Karte um 1900 (Ausschnitt) |
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Limperich und der Finkenberg 1906 Quelle: Karte Landkreis Bonn 1906 (Ausschnitt) |
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Eisenbahn-Trajekt Bonn - Oberkassel, Bonner Fährhafen, um 1900 Quelle: Wikipedia Commons |
Der Finkenberg mit Weinbergen, der Napoleonseiche und dem Aussichtsturm vor der Zerstörung durch den Bergbau Quelle: Informationstafel (Ausschnitt) |
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Finkenhäuschen an der Königswinterer Straße, rechts der Finkenberg 1907 Quelle: Bürgerverein Limperich |
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Mylendonckerhof an der Königswinterer Straße und Möllestomp am Rheinufer 1907, im Hintergrund das Siebengebirges, davor am Rhein die alte Zementfabrik Quelle: Bürgerverein Limperich |
Der Weinberg am Finkenberg wurde manchmal auch der „nördlichste Weinberg der Welt“ genannt, war aber allgemein bekannt als der „nördlichste Weinberg des Rheinlands“. Als "Finkenberger" angebaut wurde Müller-Thurgau, Riesling, Blauer Portugieser. Heute ist es eine Neuzüchtung, die besonders pilzresistente Rebsorte Regent. Die sonnige Südwestlage des Weinberghanges im Rheintal und die vulkanische Bodenbeschaffenheit lassen vermuten, daß der Wein schon damals eine gute Qualität hatte.
Heutige Rebsorte Regent Foto: Dankward Heinrich |
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Limperich zusammen mit der seines ersten Wingert "Lintberge" stammt aus dem Jahre 922 n. Chr. in Form einer Schenkungsurkunde von Erzbischof Hermann I. Das Kölner Kloster der Tausend Jungfrauen (St. Ursula) besaß am Finkenberg Weinstöcke.
Am 6. November 1811 soll Napoleon vom Finkenberg aus die strategische Lage Bonns beurteilt haben. Er hielt den Ort jedoch als nicht geeignet für militärische Anlagen. Zur Erinnerung daran pflanzten die Limpericher auf der Bergspitze eine Eiche, die "Napoleonseiche". Diese fiel 1900 zusammen mit dem Aussichtsturm und dem trigonometrischen Punkt den Steinbrucharbeiten zum Opfer.
Während der Romantik war der Finkenberg ein beliebtes Ausflugsziel der Bonner Professoren und Studenten, die ihm in Lied und Wort huldigten, so Ernst Moritz Arndt 1844 in seinen "Wanderungen rund um Bonn und Godesberg ins rheinische Land":
"... Finkenberg und Limperich? Diese Worte schlüpfen weich durch die Lippen und klingen romantisch in die Ohren, und in der Tat, dies sind die allerliebsten, sonnigsten Stellen, die sich in dieser so mannigfaltig reichen Wald- und Berggegend finden. Auch hat es dort Singvögelein und Nachtigallen im Frühlinge genug; ob aber dort die Finken besonders hausen und hecken, habe ich nicht bemerkt. Dieser kleine Berg ist nur ein paar hundert Schuh hoch, hat aber so hübsche Einschnitte und so anmutige Täler, Auen und Gärten ringsum, daß es einem nirgends heimlicher däucht, als von seiner Platte oder von den kleineren Höhen zunächst über Limperich ins Land zu schauen."
Blick von der Platte auf Limperich und das ehemalige Bonner Regierungsviertel Foto: Dankward Heinrich |
Unterhalb der Platte, die von den Limperichern bis etwa 1960 für ihre Frühlingsfeste genutzt wurde, erstrecken sich die durch Bruchsteinmauern terassierten Weinbergsflächen. Deren Weine wurden ab dem Jahr 922 selbst von fern gelegenen Klöstern, wie in Aachen, Köln, Meschede geschätzt. Seit 2005 wird jeweils im September mit wachsender Begeisterung am Finkenberg das Limpericher Weinfest gefeiert. 2012 wurden hier bereits mehr als 500 Gäste gezählt.
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Weinbergfest oberhalb des Weinbergs am Finkenberg mit Blick auf Bonn 2011 Quelle: Bürgerverein Limperich, Foto: Markus Krolla |
Blick auf die Platte, den Limpericher Festplatz (Fahnenmast) von unterhalb gesehen Foto: Dankward Heinrich |
1904 hatte der Chemiker Dr. Karl Bleibtreu den Weinberg zusammen mit seinem Schwager Friedrich Lahusen und Tante Henriette Bleibtreu erworben.
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Max Breuer in seinem Weinberg 1938 Quelle: Bürgerverein Limperich |
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Weinlese am Finkenberg1934 Quelle: Bürgerverein Limperich |
Um 1933 erwarb der spätere Begründer des LiKüRa-Karnevals, der Limpericher Gastwirt Max Breuer (*20.4.1899, +20.5.1969) zusammen mit seiner Frau, der Wirtin des Hotels "Zur Post", den Weinberg. Die dort gelesenen Trauben verarbeitete er fortan in seinem "Winzerhof Maximilian".
1943 legte Max Breuer die obere Terasse mit dem Namen Lage "Bocksprung" an. Es folgten die Lagen "Pastoratsgarten" und "Nonnenbitz". 1953 bepflanzte er eine etwa 2.500 m2 große Fläche seines Weinberges mit der weißen Rebsorte Müller-Thurgau. Diese Fläche soll einen vorzüglichen Weisswein geliefert haben. Auch der "Finkenberger Rote", ein Portugieser, soll ganz ordentlich gewesen sein.
Der letzte Rebstock des Max Breuer? Geschätztes Alter 60- 70 Jahre Foto: Dankward Heinrich |
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Letzte Weinlese 1954 Quelle: Bürgerverein Limperich |
Drahterziehung am Finkenberg Foto: Dankward Heinrich |
Bruchsteinmauer im Weinberg Foto: Dankward Heinrich |
Künftige Streuobstwiese auf alter Rebfläche am Weinbergweg Foto: Dankward Heinrich |
Ab dem Jahre 2004, ein halbes Jahrhundert nach der letzten Lese, wurden auf dem einst rund 5000 m² großen Weinberg sukzessive wieder 550 Rebstöcke angepflanzt.
Freizeitwinzers Ruheplatz, dahinter Hotel für wilde Solitärbienen Foto: Dankward Heinrich |
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Preisverdächtig - Mitglieder des Bürgervereins Limperich in ihrem Weinberg Quelle: Bürgerverein Limperich |
2007 wurde der erste Wein gekeltert - wie die folgenden Jahrgänge auch mit Hilfe des Oberdollendorfer Winzers Josef Blöser. Im Jahr 2012 reichte der Ertrag von 1.200 kg Trauben für die Abfüllung von 1.010 Flaschen Wein für den Eigenbedarf des Bürgervereins Limperich und seiner Weinstockpaten.
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Finkenberger Roter 2009 (Regent, 3. Jahrgang) Quelle: Bürgerverein Limperich, Foto: Markus Krolle |