Schlesische Weinlieder


Schlesische Weinlieder

  1. Grünberger Weinlese
  2. Grünberger Weinlied
  3. Der schlesische Zecher
  4. Wo des Oderstromes Welle
  5. So zieht ihr hin, ihr meine Lieder
  6. Kennst du die Stadt im schönen Schlesierland






Grünberg - Obst- und Weinstadt des Ostens




1. Grünberger Weinlese


1. Auf Schlesiens Bergen da wächst und gedeiht 

der Wein den fröhlich wir trinken,
der Wein, der uns fesselt die wandernde Zeit. 
O möge er noch lange uns winken.

2. Es pflanzten die Väter ins öde Geländ ́ 
die Reben aus Böhmen und Franken 
Heut heben der Enkel geschäftige Händ ́ 
die Humpen, der Winzer zu danken.

3. Wie wundersam klingen das Rebtal entlang
zur Lese in Grünberg die Glocken!
Wie geht es mit Jubel zum sonnigen Hang!
Die Mädchen und Knaben frohlocken. 

4. Frühmorgens im Nebel schon donnern durchs Tal 
die Wagen mit Fässern und Tonnen,
und Freudenschüsse und nachts ein Fanal 
verkünden ins Weite die Wonnen.


Blick über die Weinberge auf Grünberg



2. Grünberger Weinlied

Um 1826 (gesungen nach dem Weinlied von Novalis "Lob des Weines - Auf grünen Bergen ward geboren")


1. Auf grünen Bergen ward geboren
Dir, Schlesier, Dein eigner Wein.
Laßt Gottes Gabe nicht verloren,
Laßt sie Euch lieb und heilsam sein.

2. Laßt seinen Spott, den Spötter treiben,
Der Euch den Wein versauern will;
Nur laßt ihn Mode ferner bleiben,
Dann schweigt der Spott wohl endlich still. 

3. Den Schlesier ja selbst verlachte
Bisher man oft wie seinen Wein.
Viel Schönes, Großes er vollbrachte,
Doch räumt's der Nachbar selten ein. 

4. Das macht, es fehlt an der Posaune;
Der Schlesier schwatzt, doch schreit er nicht.
Damit es Welt und Zeit bestaune,
An Lärm und Schrei es uns gebricht.

5. Drum lobt und preist den Grüneberger, 
Jemehr ein Lästermaul ihn neckt;
Erhebet ihn, wenn er auch ärger
Noch als des Spötters Lauge schmeckt.

6. Doch, daß der Wein in Wahrheit munde,
Viel lieblicher als macher sei,
So schaut nur auf die frohe Runde,
Die seine Traube zieht herbei.

7. Ihr auch, die Ihr den Götterfunken
nur in dem fremden Wein entdeckt,
Habt unbewußt ihn oft getrunken,
Oft hat als Franz er Euch geschmeckt.

8. Oft trankt Ihr Schlesischen als Welschen, 
Laßt umgekehrt es endlich sein;
Laßt nicht die Heimat Euch verfälschen,
Trinkt eignen für den fremden Wein.

9. Durch Beifall wird er edler werden,
Der Trinker gibt dem Weine Wert;
Und besser wird ja nichts auf Erden,
Wenn Ihr's zu bessern nicht begehrt.





3. Der schlesische Zecher



Text: August Kopisch, 1845
Melodie: Friedrich August Reissiger
YouTube: Peter Alexander


1. Auf Schlesiens Bergen, da wächst ein Wein,
Der braucht nicht Hitze, nicht Sonnenschein.
Ob's Jahr ist schlecht, ob's Jahr ist gut,
Da trinkt man fröhlich der Trauben Blut.

2. Da lag ich einmal vor'm vollen Faß.
Ein andrer soll mir trinken das,
So rief ich, und sollt's der Teufel sein,
Ich trink ihn nieder mit solchem Wein! 

3. Und wie noch das letzte Wort verhallt,
Des Satans Tritt durch den Keller schallt.
He, Freund, gewinn ich, so bist du mein;
Ich geh, so ruft er, die Wette ein!

4. Da wurde manch Krüglein leer gemacht;
Wir tranken beinah die halbe Nacht.
Da lallte der Teufel: He, Kamerad,
Beim Fegefeuer, jetzt hab ich's satt!

5. Ich trank vor hundert Jahren in Prag
Mit den Studenten dort Nacht und Tag,
Doch mehr zu trinken solch sauren Wein,
Müßt ich ein geborner Schlesier sein!


Grünberger Winzer



4. Wo des Oderstromes Welle


1. Wo des Oderstromes Welle
Schlesien grüßt zum letztenmal,
Stand ich oft an trauter Stelle,
Sah vom grünen Berg ins Tal,
Auf die Stadt, die mir gegeben
Vom Geschick, mein Heim zu sein,
"Wo die Berge tragen Reben 
und die Reben goldnen Wein."

2. Manchen Spott hast du ertragen,
Doch du kehrtest dich nicht dran, 
Tat man auch in frühen Tagen
Deinen Wein in Acht und Bann.
Wackre Winzer schafften weiter
Für die Rebe gut Gedeih'n
Und so trinkt man froh und heiter
Heut' noch deinen "Höhenwein".

3. Grünbergs alte Mauern spiegeln
Freilich sich in keinem Strom, 
Burgen ragen von den Hügeln
Nicht hinauf zum Himmelsdom;
Doch es rauschen Bächlein nieder
Von den weinumkränzten Höh'n
Und beim Wein erschallen Lieder; 
Rebenstadt, auch du bist schön.

4. Blumenreich sind deine Auen, 
Reich an schönen Mägdelein, 
Und zum Preis der edlen Frauen
Trinken wir Champagnerwein;
Den die Heimat uns gegeben,
Holdes Mädchen, schenk mir ein, 
"Wo die Berge tragen Reben 
und die Reben goldnen Wein."



5. So zieht ihr hin, ihr meine Lieder

So zieht denn hin, ihr meine Lieder,
Die ich in stillen Stunden sang,
Und weckt in andern Herzen wieder,
Was tief mein eignes Herz durchdrang!

Der Heimat galt mein erstes Singen –
Mein Grünberg, dir und deinem Wein!
Dich sucht mein Geist auf Adler-Schwingen,
Wenn ich muß ferne von dir sein.

Der Lieb und Treu, dem Vaterlande
Hab ich so manches Lied geweiht,
Ich pflegte enge Freundschschaftsbande
Durch Lieder in der Jugendzeit.

So ziehet hin – und wenn von allen
Nur eins mich überlebt – nur eins –,
Dann schau ich noch mit Wohlgefallen
Hernieder aus des Himmels Hallen
Aufs Wunderland des Schlesierweins!



6. Kennst du die Stadt im schönen Schlesierland


1. Kennst du die Stadt im schönen Schlesierland,
Im linden Lenz umkränzt mit Rebenlaube,
Wo hoffnungsvoll noch senkt des Winzers Hand
Den Weinstock in den sonnenhellen Sand?
Wo goldig winkt im Herbst die edle Traube?
Wo Frohsinn immer eine Stätte fand?
Kennst du die Stadt, wo maientraumbefangen
In reinem Blütenschnee die Gärten prangen,
Wenn rings im Hain der Nachtigallen
Süßklagende Lieder schallen?
Die teure Heimat ist's mit ihren Höh'n!
Heil Grünberg dir, wie bist du schön!

2. Kennst du die Stadt, wo überm "Goldnen" Bach
Aufragen mächtige alte Walnussbäume?
Wo Reben grünen bis hinauf zum Dach?
Im Herzen rufen sie dir Bilder wach
Vom fernen Süden, aus dem Land der Träume,
Und du vergisst es Alltags Ungemach.
In Sonnentagen sangen sie dir leise
Mit Blatt und Blüte manche traute Weise,
Wenn fröhlich du beim Glockenklange
Schnittest Trauben am Bergeshange! - 
Die teure Heimat ist's mit ihren Höh'n!
Heil Grünberg dir, wie bist du schön!

3. Kennst du die Stadt, wo stolz ins Land hinein
Dich grüßen alte grünbedachte Türme?
Auf grünem Berge im Piastenhain
Ein heitres Volk noch singt von Lieb‘ und Wein,
Ob rings auch toben wilde Zeitenstürme? –
Wo Werkstattschlote glühn im Abendschein?
Wo arbeitsame Männer, emsige Frauen
Der eignen Kraft noch hoffnungsfreudig trauen
Und gern in Worten und in Weisen
Die liebliche Heimat preisen? –
Mein Grünberg ist’s mit seinen Rebenhöh’n. –
Heil Grünberg dir, wie bist du schön!








Grünberger Winzerdenkmal